Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem gar nicht so entfernten Land, da gab es eine kleine Agentur. In diesem Büro arbeiteten tagein tagaus fleißige PR-Berater, die wichtige Neuigkeiten in zauberhafte Worte verpackten. Egal, ob Herzog Schnabel eine Schlacht gewonnen hat, Baronin Flieder ihre erste Tochter geboren hat oder Graf Dunkel abgedankt hat – die Schreibkunst der PRler war immer gefragt und niemand konnte noch die nüchternste Pressemitteilung so gekonnt und ohne Mühe in ein kleines Märchen aus Fakten verwandeln. Die Beraterlein wussten außerdem genau, welchen Sprachrohren sie die Nachrichten zukommen lassen mussten, damit das Volk von den Neuigkeiten erfuhr.
Über die Jahre nutzen immer mehr Herrscher die Dienste von immer mehr Beraterlein für immer mehr PR-Arbeit. So viele Neuigkeiten konnten die Sprachrohre gar nicht herausposaunen. Immer öfter kam es also vor, dass wichtige Pressemitteilungen nie zum Volk vordrangen – egal, in welch hübsche Worte die Beraterlein die Nachrichten auch verpackten. Die Herrscher traten aus diesem Grund in einen Wettstreit um die Gunst der Sprachrohre. Die PRler waren nun nicht mehr mit dem Schreiben beschäftigt, sondern kümmerten sich um allerlei Dinge, die die Aufmerksamkeit der Sprachrohre auf sich richten sollte.
Von sagenumwobenen Festmählern in den heiligen Hallen der Herzöge über Musikabende mit bekannten Minnesängern aus benachbarten Königreichen bis hin zu kostbaren Geschenken. Die Beraterlein sprühten nur so vor Kreativität, um ihren Herren zu mehr Aufmerksamkeit bei den Sprachrohren zu verhelfen, damit diese dem Volk erzählen, welch gute Dinge er tut. Die Beraterlein liebten ihre abwechslungsreiche Tätigkeit, doch bei all den neuen Aufgaben wie Guestlist Management, Guerilla-Planung, Charity oder Sponsoring kam ihr Talent zum fantasievollen Schreiben zu kurz. Pressemitteilungen, Faktenblätter oder Newsletter gerieten bei den vielen neuen Möglichkeiten fast in Vergessenheit.
Über die Jahre vermissten die Beraterlein das Schreiben immer mehr und darum freuten sie sich, als plötzlich ein neuer König gekrönt wurde: König Content. Er führte neue Technologien ein und gab den anderen Herrschern die Möglichkeit, via Internet selbst zu einem digitalen Sprachrohr zu werden. Die Beraterlein konnten somit wieder auf schreibende Weise aktiv werden: Bei Webseitentexten, Blogartikeln oder Fachbeiträgen sowie Interviews für Onlinemedien konnten sie ihrer Schreibleidenschaft wieder freien Lauf lassen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schreiben sie noch heute.
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