„Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen.“ Dies war einer der Sätze, die dem ehemaligen BER-Pressesprecher Daniel Abbou den Job gekostet haben. Während die einen PRler nun applaudieren, dass jemand den Mut hatte, die Wahrheit zu sagen, sehen andere den Rauswurf als korrekt an, da es Aufgabe des Pressesprechers sei, sein Unternehmen kommunikativ voranzutreiben – nicht zu behindern. Dies wirft ein spannendes Licht auf das Verhältnis von PR und Wahrheit.
PR und die Wahrheit
Die PR hat nach wie vor ein großes Problem. In den Augen vieler wird sie bezichtigt, es mit der Wahrheit nicht ganz so genau zu nehmen. Und zu einem gewissen Grad stimmt das sogar. Die Aufgabe der PR ist es, das Image eines Unternehmens positiv zu beeinflussen. Was so einfach klingt, ist ein Drahtseilakt. Es gilt, das Unternehmen im besten Licht darzustellen. Man rückt also logischerweise nicht die negativen Aspekte ins Zentrum der Arbeit. Beim ersten Date macht das jeder von uns doch genauso oder in Vorstellungsgesprächen oder bei Kundenterminen etc. Warum wird also die PR dafür schal angeschaut? Doch zurück zum Drahtseilakt. Die PR darf und muss zwar im Sinne des Unternehmens auswählen, was wie kommuniziert wird, allerdings ist dies nicht gleichzusetzen mit lügen. Würde man Unwahrheiten verbreiten und diese kämen an die Öffentlichkeit – und dass ist heutzutage gar nicht mehr zu vermeiden – hätte die PR ein enormes Rechtfertigungsproblem.
Hat Abbou richtig gehandelt?
Über diese Frage streiten seit Tagen die Profis. Ganz klar ist zu sagen, dass letztlich das Unternehmen bestimmt, was an die Öffentlichkeit dringen darf. Aus diesem Grund hat der Pressesprecher ganz klar zuwidergehandelt und musste wissen, dass er seinen Rauswurf provoziert (was vielleicht auch intendiert war). Dennoch ist zu beachten, dass die Führung des BER letztlich gegen die PR arbeitet, indem sie ihr vorgibt, die Wahrheit zu verheimlichen/ zu lügen/ umzudeuten oder wie auch immer man es nennen will. Wenn dies allerdings letztlich ans Tageslicht kommt, muss sich wieder die PR um den Scherbenhaufen kümmern.
Was ist nun also zu tun?
Es ist immer eine Zwickmühle für die PR: Das Unternehmen gut darzustellen, dabei die Wahrheit zu kommunizieren und auch noch der Geschäftsführung zu entsprechen. Im Fall von Daniel Abbou ist wahrscheinlich allen klar, dass der BER nicht eröffnen wird. Ein guter PRler würde seinem Geschäftsführer dazu raten, dies auch irgendwann einmal anzusprechen – spätestens am eigentlichen Eröffnungstermin würde es herauskommen, wenn am BER lediglich Hummeln zum Hochzeitsflug in den Himmel steigen. Es ist wichtig, den Schaden zu schildern, der entsteht, wenn herauskommt, dass man die Bevölkerung über Monate absichtlich hinters Licht geführt hat. Beharrt der Geschäftsführer und konterkariert damit eine moralische PR, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlt, so sollte der PRler den Hut nehmen und gehen – dann kann er auch guten Gewissens über den Grund seines Austritts sprechen, denn nun ist er Ex-Pressesprecher.
Bildquelle: pixabay.com. Bildrechte: crjsmit.